Wieso jetzt Hunderttausende Österreich ihre Kreditkarte austauschen müssen
In Österreich steht ein großer Umbruch im Kreditkartengeschäft bevor: Nachdem ein Eigentümerwechsel bei Card Complete stattgefunden hat, müssen jetzt Hunderttausende Kunden von Raiffeisen und Bank Austria bis zum Jahresende auf neue Karten umsteigen. Gleichzeitig erlebt das Land auch einen tiefgreifenden Wandel beim Bezahlen: Die Kartenzahlung verdrängt zunehmend das Bargeld, auch wenn Österreich weiter zu den „bargeldstärksten“ Ländern in Europa gehört.
Banken ordnen das Kreditkartengeschäft neu
Seit Februar gehört die Card Complete Service Bank AG nicht mehr mehrheitlich den beiden größten österreichischen Banken. Raiffeisen International und die UniCredit Bank Austria, die zuvor 75,1 Prozent der Anteile hielten, haben ihre Beteiligungen abgegeben und stellen ihren Kunden nun eigene Kreditkartenprodukte zur Verfügung. Beide Institute versprechen einen unkomplizierten Übergang sowie „attraktive Konditionen“.
Zu Beginn ändert sich für viele Karteninhaber wenig. Noch bis Jahresende bleiben die alten Karten aktiv, danach werden sie automatisch deaktiviert. Die Kunden müssen sich daher rechtzeitig entscheiden, auf welches Angebot sie nun setzen wollen. Alle übrigen Nutzer von Card Complete – unter anderem auch Inhaber von Diners Club-Karten – behalten ihre Verträge. Hier gibt es keine Veränderungen.
Card Complete zählt mit etwa einer Million aktiver Karten zu den führenden Anbietern in Österreich. Das Unternehmen wickelt Jahr für Jahr Zahlungen im Wert von rund 10 Milliarden Euro ab und betreibt neben den Kreditkartenangeboten auch ein umfangreiches Geschäft mit Zahlungslösungen für den Handel. Das beginnt bei Kassenterminals und reicht bis zur E-Commerce-Software.
Der Umstieg läuft auf Hochtouren
Die Bank Austria hat bereits seit Februar rund die Hälfte der rund 300.000 betroffenen Kunden umgestellt. Laut dem Sprecher Matthias Raftl ist der Prozess „unkompliziert und schnell erledigt“, weil es nur drei Klicks zur neuen Karte braucht. Die Bank Austria setzt künftig ausschließlich auf Mastercard und kombiniert den Wechsel mit einem automatischen Upgrade: Wer zuvor eine Classic-Karte hatte, der erhält nun eine Gold-Karte und Gold-Kartenbesitzer steigen auf Platinum auf, ohne dass es einen Aufpreis gibt. Die neuen Karten sind zudem direkt in die Banking-App integriert, weshalb auch keine separate Card Complete-App mehr benötigt wird.
Auch bei Raiffeisen verläuft die Umstellung nach Plan. „Unsere Kunden werden aktiv informiert und nehmen den Wechsel gut an”, so Ariane Pfleger, die Vorstandsdirektorin der RLB Steiermark. Über die Online Plattform „Mein ELBA“ können jederzeit neue Visa- oder Mastercard-Produkte bestellt werden. Wahlweise als Classic-, Gold- oder Platinum-Version. Damit der Umstieg attraktiver wird, sind die Gebühren im ersten Jahr reduziert, des Weiteren verlost Raiffeisen unter allen neuen Karteninhabern auch Reisen und Eventtickets.
Dass die beiden Banken den Schritt in den Eigenvertrieb wagen, ist natürlich kein Zufall: Der österreichische Kreditkartenmarkt wächst rasant. Im Jahr 2024 hat man etwa 1,9 Milliarden Kartentransaktionen registriert. Das entspricht einem Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit dem Jahr 2015 hat sich die Zahl der Kreditkartenzahlungen zudem mehr als verdoppelt.
Österreich zwischen Bargeldliebe und Digitaltrend
Trotz der Zuwächse bleibt Österreich aber ein Land der Barzahler. Laut einer aktuellen EZB-Studie erfolgten im Jahr 2024 noch 62 Prozent aller Transaktionen an der Ladenkasse mit Bargeld. Somit um rund 10 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt des Euroraums. Höhere Werte wurden nur in Malta und Slowenien registriert. Besonders kleinere Beträge werden weiterhin bevorzugt bar bezahlt.
Aber die Richtung ist ganz klar: Digitale Zahlungsmethoden holen auf. Während im Jahr 2019 noch fast drei Viertel aller Käufe mit Bargeld abgewickelt wurden, ist der Anteil im Jahr 2024 auf gut die Hälfte gesunken. Kartenzahlungen machen inzwischen 39 Prozent aller Transaktionen aus – vor fünf Jahren waren es gerade einmal 25 Prozent. Der Anteil kontaktloser und mobiler Zahlungen, etwa per Smartphone oder Smartwatch, wächst zudem stetig.
Die Europäische Zentralbank – EZB – erklärt diese Entwicklung vor allem mit dem Boom im Online Handel, der durch die Corona-Pandemie einen massiven Schub erhalten hat. Heute erfolgen rund ein Fünftel aller Transaktionen im Internet. Und hier kommt meistens die Kreditkarte zum Zug. Dabei entfällt bereits ein Drittel des Gesamtwerts aller Zahlungen auf im Internet abgeschlossene Geschäfte. Aber nicht nur im Bereich Online Shopping ist die Kreditkarte die Nummer 1: Auch beim Glücksspiel kommt häufig die Kreditkarte zum Einsatz. Es gibt viele sichere Kreditkarten Casinos, die durchaus empfehlenswert sind, weil sie auch faire Boni bieten. Wird das Glücksspielkonto per Kreditkarte kapitalisiert, steht zudem das Geld sofort zur Verfügung, sodass das Glück getestet werden kann.
Wandel beim Bezahlen und bei den Gewohnheiten
Von Seiten der EZB wurde gemeldet, dass in 18 von 20 Euro-Ländern der Anteil an Barzahlungen zwischen 2022 und 2024 gesunken ist. Den stärksten Rückgang verzeichnete Zypern mit 11 Prozentpunkten, dicht gefolgt von Deutschland, Malta und Portugal mit jeweils 10 Prozent. Nur Finnland und die Niederlande blieben stabil. Dort war Bargeld aber ohnehin schon zuvor selten im Einsatz.
Trotz des Digitalisierungsschubs wird von Seiten der EZB immer wieder betont, dass Bargeld weiterhin eine zentrale Rolle im europäischen Zahlungsverkehr spielen soll. 62 Prozent der Bürger im Euroraum wünschen sich, dass Scheine und Münzen als Zahlungsmittel erhalten bleiben. Gleichzeitig treibt die Notenbank die Einführung eines digitalen Euro voran, der künftig als Ergänzung zum Bargeld dienen könnte und nicht als Ersatz gesehen werden soll.
EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone erklärte jüngst, Ziel sei es, „sichere, effiziente und inklusive Zahlungsmöglichkeiten“ zu gewährleisten. Das heißt: Ob per Karte, Smartphone oder Banknote – Bürger sollen auch künftig frei wählen können, wie sie bezahlen möchten.
Im europäischen Vergleich ist Österreich übrigens das Land der Bargeldfans. 38 Prozent der Verbraucher geben an, bevorzugt mit Münzen oder Scheinen zu bezahlen – also beinahe doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt. Doch erstmals seit Beginn der Erhebungen hat die Kartenzahlung das Bargeld leicht überholt. Laut Österreichischer Nationalbank – OeNB – nutzen die Menschen bei Beträgen über 50 Euro mittlerweile überwiegend Karten, weil der Bezahlvorgang bequemer und schneller ist.
Ein Markt im Umbruch
Der Eigentümerwechsel bei Card Complete und der Trend zur Kartenzahlung stehen sinnbildlich für die Transformation eines gesamten Wirtschaftszweiges. Während der Österreicher traditionell an Bargeld hängt, wächst der Druck durch und zur Modernisierung. Der Wettbewerb zwischen Banken, Fintechs und Zahlungsdienstleistern wird härter und die Kunden profitieren von schnelleren, digitalen und günstigeren Angeboten.
Bis Ende des Jahres müssen Raiffeisen- und Bank-Austria-Kunden ihre neuen Karten beantragen. Danach endet eine Ära, in der Card Complete als gemeinsames Bindeglied der großen Banken galt. Doch in der neuen, zunehmend digitalen Finanzwelt zählt vor allem eines: Wer die bequemste und sicherste Lösung bietet, der gewinnt das Vertrauen der Nutzer und damit den Markt der Zukunft.